Keine Lust
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Keine Lust


Ich erhalte einen Kalender-Reminder: «Blog-Beitrag schreiben». Schliesslich habe ich mir ja vorgenommen, dies ungefähr alle drei Wochen zu machen. Ehrlich gesagt: Ich habe gerade keine Lust dazu. Und warum sollte ich Zeit für Andere investieren, wenn es ja am Ende doch niemanden liest? Schaue ich die nackten Besucherzahlen an, z.B. über die letzte Woche, scheint es Fakt: mein Blog wird nicht gelesen.

Trotzdem schreibe ich. Einerseits, weil ich mich verpflichtet habe auf meinem Blog, dass ich dies alle drei Wochen machen werde. Und ich halte mein Versprechen. Andererseits auch, weil ich rational weiss, dass das Lustprinzip nichts bringt und weil Aufgeben für mich keine Option ist. Nur das zu machen, auf was ich im Moment Lust habe, scheint den Moment zu erleichtern, aber es erschwert dadurch gleichzeitig auch meine Zukunft. Im Buch «Developing the Leader within You 2.0» steht die Aussage von Rory Vaden: «The short-term easy leads to the long-term difficult, while the short-term difficult leads to the long-term easy». Ich finde das sehr treffend. Wenn ich z.B. heute Geld ausgebe für etwas, auf das ich Lust habe (Europapark-Besuch, ein guter Wein, ein Restaurant-Essen). Dann habe ich heute Spass und eine Erleichterung. Aber dafür fehlt mir das Geld später, wenn ich vielleicht ein neues Sofa brauche, das mir danach Jahre Entspannung bereitet, oder ein neues Hobby der Kinder, ein neues Handy, eine Altersrente.

Ausdauer ist für mich ein wichtiges Prinzip in der Projektleitung wie im Leben und auch etwas, das ich meinen Kindern mitgeben möchte. So versuche ich bewusst zu loben und wertzuschätzen, wenn ich sehe, dass sie Ausdauer in etwas zeigen. Ich empfinde es lobenswerter, wenn mein Sohn 30min für eine Prüfung übt und danach vielleicht einen 4-5er als Note erhält, als wenn er 5min die Übungen überfliegt und dafür die Note 5.5 bekommt. Kürzlich sass mein Sohn fast eine ganze Stunde vor einem A4-Blatt und hat dort eine Katze nach der anderen draufgezeichnet, am Schluss 100 Stück. Für mich viel wichtiger als die Zeichnung, also das Resultat zu loben, war mir, seine Disziplin und Ausdauer zu bewundern, dies eine Stunde lang machen zu können.

Und deshalb schreibe ich nun auch, zeichne sozusagen ‹die nächste Katze›. Weil ich der Meinung bin, dass es richtig ist, es zu tun und weil ich weiss, dass Ausdauer sich langfristig lohnt. Die Höhe der Besucherzahlen meines Blogs ist die falsche Motivation. Mein Ziel ist es nicht, die grosse Mehrheit mit meinem Inhalt abzuholen, sondern, mein eigenes Projektleiter-Leben ehrlich zu teilen, dadurch selber zu wachsen, zu verarbeiten, zu lernen und damit dem einen oder anderen ebenfalls helfen zu können, dem es ähnlich geht. Eines der schönsten, direkten Feedbacks, das ich in den letzten Monaten erhalten habe und mich ermutigt hat weiterzumachen war: «Danke für deinen Blog. Ermutigt mich, dran zu bleiben, auch wenn sonst alle Umstände zum verzweifeln sind.».

Und ein solches Feedback und dieser eine ‹Hit› meines Blogs ist für mich wertvoller, als 1’000 Besucher pro Tag. Was hilft dir, an etwas dranzubleiben, auf das du im Moment keine Lust hast?

Mindset ist entscheidend
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Lasten gemeinsam tragen
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Versagt
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  • Marc Rufer

    Marc RuferMarc Rufer

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    Hey Michael
    Ich bewundere die Regelmässigkeit deiner Posts. Vorallem deshalb, weil ich weiss, was es bedeutet einen Post zu schreiben.
    Weiter so, finde deine Beiträge immer inspirierend!


    • Michael Lutz

      Michael LutzMichael Lutz

      Author Antworten

      Danke. Ich schätze verständnisvolle Stammgäste 😉


  • Julian

    JulianJulian

    Author Antworten

    Viele der Themen die du in deinem Blog ankündigst, finde ich super interessant. Doch leider muss ich bei jedem zweiten oder dritten Blog darauf verzichten, dass ich es gleich lese (einfach keine Zeit) und nehme mir vor es später zu machen.
    Doch dieser Post in Kombination des Titel «Keine Lust» und dem Bild von deinem Sohn hat mich bewogen es sofort zu lesen.
    Toller Beitrag, danke dir.


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